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Katja Riemann, Mohammad-Ali Behboudi & Co So waren die Göttinger Theatertage

Prominent besetzt waren die diesjährigen Theatertage vom Göttinger Kultursommer. So spielte unter anderem Mohammad-Ali Beboudi das emotionale Ein-Mann-Stück "Ich werde nicht hassen" und Katja Riemann hielt die musikalische Lesung "Engagement" - bei der sie von eigenen Erlebnissen bei Hilfsprojekten erzählte.

Mohammad-Ali Behboudi: Er will nicht hassen

Mohammad-Ali Behboudi als palästinensischer Frauenarzt.

Quelle: Heller

„Ich werde nicht hassen,“ schwört sich der palästinensische Frauenarzt Izzeldin Abuelaish, als Israelis bei einem Panzerangriff auf sein Haus seine drei Töchter und eine Nichte töten. Stehenden Applaus erhielt Mohammad-Ali Behboudi bei den Göttinger Theatertagen für seine Interpretation des Ein-Mann-Stücks.

„Ich werde nicht hassen“ ist der Titel von Dr. Abuelaishs 2010 erschienenen Autobiographie. 220 Zuschauer sahen im Deutschen Theater die preisgekrönte Monologfassung für die Bühne von Ernst Konarek (Regie) und Silvia Armbruster (Dramaturgie).

Bildung, nicht Gewalt; Dialog, nicht Vergeltung sind die Antworten auf erlittenes Unrecht. Das erkennt Abuelaish schon als Junge in einem Flüchtlingslager im übervölkerten Gaza-Streifen, heißt es in dem Stück. Dieser Überzeugung bleibt der Palästinenser treu. Sein Wunsch, Brücken der Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern zu bauen, scheint jedoch nicht in Erfüllung zu gehen. Immerhin eröffnet ihm sein Bildungsehrgeiz eine Karriere als Professor in Kanada. Dort lebt er heute mit seinen fünf überlebenden Kindern.

Eindringlich und in vielen Details schildert das Stück die demütigenden Schikanen, die Palästinenser unter israelischer Herrschaft zu erdulden haben. So lassen israelische Soldaten und Geheimdienstmitarbeiter Abuelaish stundenlang an Checkpoints zappeln, schicken ihn hin und her, während dieser in Sorge um seine im Sterben liegende Frau fast verrückt wird. Der Beamer zeichnet die Odyssee auf der Leinwand nach.

Abuelaish äußert auch Kritik an der palästinensischen Seite. Ihn entsetzt, dass die Hamas eine seiner Patientinnen als Selbstmordattentäterin nach Israel schicken wollte. An einem Checkpoint wurde sie gefasst. Sie sollte sich in einem israelischen Krankenhaus in die Luft sprengen. Dort hatte ihr Abueleish, der als erster Palästinenser in einer Klinik in Israel arbeiten durfte, eine Behandlung ermöglicht.

Behboudi kommt mit wenigen Requisiten aus. An dem Pult aus Plexiglas steht er selten. Er setzt seinen Monolog in Szene, streichelt einen Teddy, tanzt zu orientalischer Musik, rezitiert auf Arabisch aus dem Koran. Ein Leinentuch markiert die Größe des Raumes, in dem eine palästinensische Großfamilie in einem Flüchtlingslager lebt. Einen Stuhl tritt der Schauspieler um, als israelische Panzer das Haus dem Erdboden gleichmachen. Der letzte Satz, „Es ist Zeit, sich hinzusetzen und miteinander zu reden“, schwingt lange in der Stille nach. Ein großartiges Stück.

Von Michael Caspar


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